Sehr geehrter Besucher,

ich habe die grosse Freude einen ersten, wunderbaren Urlaubsbericht veöffentlichen zu dürfen, der mich zu dieser weiteren Seite veranlasst hat. Ganz grossen Dank an die Autorin, mit solchen Gästen ist man ein glücklicher Reeder :-)
Es wäre natürlich schön wenn noch Weiteres hinzukäme, was auch ein Film oder einfach nur gute Photos sein könnten (es gibt auch einen Preis), wobei mir klar ist, dass die Latte mit dieser Erzählung unglaublich hoch gelegt wurde. Aber darauf kommt es ja eigentlich nicht an. Manchmal allerdings kann ich den Herrn Salieri in dem Film Amadeus schon sehr gut nachvollziehen.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.

 

 

Hallo Herr Schwarzwälder,

 

weil wir uns ja am Montag nicht mehr gesehen haben, möchte ich Ihnen wenigstens noch per Mail mitteilen, dass es uns riesigen Spaß gemacht hat, mit Ihrem Floß umherzufahren. Schon während der ersten 300 Meter auf dem Wasser konnte man spüren, wie der Stress der letzten Monate von einem abfällt. Nachdem wir nach einer kleinen Odyssee raushatten, woran man den Einschlupf in den jeweils nächsten See erkennt, wuchs auch unser Vertrauen in unsere Seefahrtskenntnisse. Doch schon an der Zugbrücke war Jörg ernsthaft gezwungen, sein Kapitänsdiplom abzulegen, indem wir erst einmal an der Einmündung ein dickes Baggerschiff umrunden und uns anschließend direkt vor der sich öffnenden Brücke in Luft auflösen sollten, da ein heranstürmendes Ausflugsschiff seine Vorfahrtsrechte einforderte. Weil das Piratenfloß für die Passagiere die absolute Attraktion war und zahlreiche Handykameras vom Oberdeck auf uns gerichtet waren, beschlossen wir (einschließlich der Hund) so zu tun, als wäre das Rangieren für uns reine Routine. Letztendlich schafften wir es, weder mit dem Ausflugsschiff noch dem Ufer oder der Zugbrücke zu kollidieren.

Nach einer Adrenalinspiegel senkenden Rast schipperten wir weiter zur Schmölde, wo wir ein gemütliches Plätzchen zum Anlegen fanden, nur der Hund witterte Gefahr. Als sich diese nachts dem Floß näherte und wir ihr von unserem Schlafplatz aus direkt ins Gesicht leuchteten, erwies sie sich als Waschbär. Am nächsten Tag  fanden wir auf der Schmölde eine wunderschöne, ruhige, größere Badebucht. Kaum hatten wir aber den Anker ausgeworfen, brach aus dem Dickicht eine Horde Ferienlagerkinder, sodass wir nach einem recht kurzen Halt gen Prieros weiterschipperten und danach schneller, als wir dachten, an der Schleuse waren. Da der Schleuser das Piratenfloß noch nie gesehen hatte, fasziniert damit beschäftigt war, uns zu bestätigen, dass wir ganz korrekt reinfahren, und dann die Seile auffing, übersah er gut gelaunt  den einzigen peinlichen Vorfall unserer Reise: Der Hund stürzte wie von der Tarantel gestochen von Bord, stürmte mit Tunnelblick zum nächstbesten Blumentopf vor dem Schleuserhäuschen und erleichterte sich dort mit Inbrunst. (Da wir erst später erfuhren, dass man einfach etwas Geld auf die Mauer legt, leisteten wir dann auf der Rückfahrt einen zusätzlichen Blumentopfbenutzungstribut.) Nachdem wir auf der Dahme noch ein Stückchen weiter gefahren waren, wollten wir wieder anlegen und erspähten, kurz bevor es in die Wildnis ging, einen Steg, der wie für das Floß gemacht war. Wir beschlossen zu riskieren, gleich wieder verscheucht zu werden, trafen aber zu unserer Erleichterung nur ein paar freundliche, nackt badende Rentner an. Schließlich entpuppte sich jedoch eine vorbeipaddelnde Frau als Stegbesitzerin, die uns großzügig Anlegeerlaubnis erteilte, sogar für die Nacht, nachdem wir ihr versicherten, dass wir alles sauber hinterlassen. (Ich hab vorsichtshalber wegen der Übernachtung gefragt, weil ich ja nicht wusste, was uns an diesem Tag noch auf unserer Dahme-Tour erwartet.) Die Dahmelandschaft war für uns, die wir ja auch an der Dahme wohnen, wirklich faszinierend. Dreimal so breit wie in unserer Gegend mit einer wahrhaft urwüchsigen Flusslandschaft, das Floß wurde eskortiert von Schwanenfamilien und Enten, während Kraniche voranflogen. Die pure Idylle.

An der Hermsdorfer Schleuse angekommen, hatte die männliche Besatzung aber keine Lust mehr durchzufahren, da sie es wieder zurück zum Steg schaffen wollte, wo sie gigantische Angelgründe witterte. Außerdem mussten wir uns nun ständig gegen die Luftangriffe garstiger Bremsen zur Wehr setzen, und ein Anlegetest zeigte, dass das Ufer genauso schlammig ist wie bei uns zu Hause, was den Erholungseffekt vor allem bei vier vermodderten Hundepfoten an Bord erheblich reduzierte. Wieder an besagtem Steg angekommen, lagerten wir den Hund aus, reinigten das Vorderdeck, unternahmen für begeisterte Interessenten eine informative Floßführung und bekamen von den freundlichen, in hartnäckiger Ausdauer badenden Rentnern den Tipp, mit dem schlammfüßigen Hund die kleine Badestelle aufzusuchen, die nur ein paar Meter entfernt ist. Dort gelang uns das, was wir fünf Jahre Sommer für Sommer an den unterschiedlichsten Orten vergeblich versucht hatten: unseren Hund davon zu überzeugen, dass er schwimmen kann. Nach diesem denkwürdigen Ereignis verbrachten Jörg und unser Sohn Robin den Abend damit, mit minimalem Erfolg zu angeln, und ich verzog mich aufs Oberdeck, um die interessant zusammengestellte Bordbibliothek genauer unter die Lupe zu nehmen. Haben Sie Literatur studiert? Auf diese angenehme Weise verbrachten wir dann übrigens jeden Abend bis zur Dämmerung.

Am nächsten Tag legten wir etwas später ab, weil wir noch reichlich Schlafbedarf hatten. (Der Hund hatte durch seinen erfolgreichen Schwimmkurs soviel Selbstvertrauen, dass er sich nachts unbedingt mit einer Rotte Wildschweine anlegen wollte.) Unser erstes Ziel war an diesem Tag Prieros / Edeka. Aber vor allem das kleine Heimatmuseum, das sich nur wenige Meter vom Anlegeplatz befindet, ist dermaßen lohnenswert, dass man allein dort schon längere Zeit verweilen kann. Anschließend suchten wir nochmals den schönen, diesmal von Ferienkindern freien Badestrand in der Schmölde auf. Allerdings mussten wir auch diese Rast wieder vorzeitig abbrechen, denn wir bekamen Besuch von der Wasserschutzpolizei. Da mir die Hundeleine nicht rechtzeitig zugeworfen werden konnte, saßen der Hund und ich eng umschlungen am Ufer, wobei wir uns beide bemühten, unseren unschuldigsten Blick aufzusetzen, während einer der beiden Polizisten sämtliche Bootsbesitzer für eine Massenabfertigung zusammentrieb, eine erschütternde Rede ans Volk hielt und von jedem Einzelnen Rechtfertigung verlangte, warum er so dicht am Ufer angelegt habe. Dass wir einen wasserscheuen Hund mit uns führen, der gerade an seinem „Seepferdchen-Abzeichen“ arbeitet und immer noch wegen Harndrangs das Stück zum Ufer getragen werden muss, leuchtete dem Polizisten soweit ein, dass er uns milder gestimmt auf legale ufernahe Anlegestellen verwies. Allerdings vergaß er nicht, uns vorzurechnen, was es kostet, wenn wir das nächste Mal mit gesetzeswidrig angelegtem Floß und einem unangeleinten Hund erwischt werden. Am Hölzernen See fanden wir dann eine wunderbare Stelle in der Wildnis, wo wir direkt am Ufer anlegen durften. Wir haben uns an Situationen erinnert, an denen wir an einem Hang zelten mussten, und waren froh, dass wir auf „unserem“ Piratenfloß ebene Schlafplätze hatten.

Den nächsten Tag verbrachten wir auf dem Köriser See, wo wir uns mit meinen Eltern trafen, denen es auf dem Floß auch großen Spaß gemacht hat. Am Abend (Floß und Hund waren, wie wir glaubten, korrekt angeleint, und zwar an einem Kilometerschild) kam hinter dem Schilf schon wieder das Polizeiboot angeschlichen. Doch diesmal waren wir vorbereitet. Unsere einzige Sünde, so nahmen wir an, konnte nur darin bestehen, ziemlich dicht am Ufer gegrillt zu haben. Also zerrten wir so unauffällig wie möglich die übrig gebliebenen Würstchen vom Grill und ließen sie diskret verschwinden, darauf hoffend, dass der noch heiße Grill überhaupt nicht auffällt, während das Polizeiboot tatsächlich auf uns zudrehte. Aber Stein des Anstoßes war, dass Floß und Hund am Schild angeleint waren (hätten wir ja eigentlich auch selbst drauf kommen können). Als ich dann sofort Floß und Hund ableinte, zeigte sich der Chefpolizist (es war der Gleiche wie am Vortag) aber gnädig und hielt erst einmal mit dem Floßkapitän ein Schwätzchen, sich an meinem Anblick erfreuend (in einer Hand die Floß-, in der anderen die Hundeleine, auf Unterstützung wartend). Außerdem posierte man noch für ein nettes Urlaubsfoto (Polizeiboot neben Piratenfloß, ich noch immer mit den beiden Leinen am Ufer, alle grinsend, Hund und ich allerdings etwas gequält). Zum Schluss bekamen wir noch feierlich eine Broschüre über Schifffahrtsregeln, einschließlich der Auflösung über die geheimnisvollen Verkehrszeichen, überreicht. (Aus unerfindlichen Gründen müssen wir so gewirkt haben, als hätten wir so etwas nötig…) Diese Büchlein finden wir aber doch recht aufschlussreich. Deshalb unser Tipp: Wer immer auf dem Piratenfloß solch ein aufklärendes Werk benötigt – einfach das Floß an irgendeinem harmlos aussehenden Schild befestigen, warten, bis die Polizei kommt, dann mit unschuldigem, aber durchaus interessiertem Blick fragen, was das Schild denn überhaupt bedeutet, und schon bekommt man das nützliche Heftchen geschenkt. Nachdem wir uns in friedlicher Eintracht verabschiedet hatten, das Polizeiboot schon etliche Meter entfernt war, unser Sohn sich um die Würstchen und wir uns um den Bodenanker kümmern wollten, mussten wir jedoch entsetzt feststellen, dass das Boot erneut auf uns zudrehte. Also hieß es, Würstchen zurück in die Versenkung, Leinen abwartend in der Hand lassen und Haltung annehmen. Doch diesmal brauchten wir nur eine Wissensfrage beantworten, die da lautete, was solch ein Floß eigentlich kostet, wenn man es bucht. Nun leuchtete uns auch ein, warum wir nur knapp einer Floßkontrolle entgangen waren (ein Polizistenfuß stand schon drauf, wurde aber zurückgezogen, als man feststellte, dass man auch von außen alles gut erkennen konnte): pures privates Eigeninteresse! Während unserer kleinen Reise mussten wir so oft zum Floß Auskunft geben, dass wir langsam Angst bekamen, wir können solch eine tolle Tour wegen des künftig endlos ausgebuchten Floßes nicht wiederholen.

Die letzte Nacht verbrachten wir dann an einer geschützten Stelle auf dem Köriser See, genossen den lauen Wind und hatten eigentlich überhaupt noch keine Lust, das Floß am nächsten Tag wieder herzugeben. Es ist ein Meisterwerk, für Abenteuerreisen optimal geeignet. Konstruktion und Einrichtung sind durchweg absolut sinnvoll und außerdem mit einem sicheren Gefühl für Behaglichkeit gebaut worden, was ich bisher im Urlaub immer wieder vermisst habe, auch wenn wir noch so privat untergebracht waren. Es hat mich auch überrascht, was alles an Ausstattung zu finden war, von profanen Dingen, wie Alurolle, Gewürzen etc., bis zu den Büchern und Spielen. Und der Motor arbeitet zuverlässig und angenehm ruhig. Wir hoffen, dass wir Ihnen Ihr Floß in einem Zustand zurückgegeben haben, mit dem Sie zufrieden sind. Nur die Spinnenbesatzung ist nicht mehr ganz vollständig. Einige, die mein Hoheitsgebiet nicht akzeptieren wollten, hab ich aus Notwehr plattgemacht. Es gibt nur wenige kleine Dinge, die man als Ausstattungsergänzung noch in Betracht ziehen könnte, die wir aber im Gepäck hatten: zwei festere Schnüre (eine zum Wäscheaufhängen, eine zum Bierkühlen), Holzklammern, normale Haushaltstücher (z.B. um den nassen Abwasch darauf abzulegen) und schnell trocknende Abwaschtücher. Günstig wären auch mehrere kleine und große Löffel sowie ein paar Schälchen. Und an einigen Ecken (z.B. die von den Kisten auf dem hinteren Deck) könnten die kleinen, durchsichtigen, gut selbst klebenden Eckenschoner angebracht werden, die man an Tischecken anbringt, um Kleinkinderköpfe zu schützen. (Vielleicht haben noch mehr Leute so ein Talent wie ich, da rituell gegenzurennen.) Das alles sind aber Dinge, die nicht zwingend notwendig sind, um viel Spaß und Entspannung in der kurzen Zeit zu haben. Das Floß ist eines der besten Mittel, die ich kenne, um jemanden vom Berufsstress zu therapieren. Wir können uns gut vorstellen, dass es für Sie ein Herzstück ist, in das Sie viel Zeit, Kraft, Ideen und Geld investiert haben. Danke, dass Sie es trotzdem vermieten. Wir wünschen Ihnen, dass Sie bei der Vermietung nie schlechte Erfahrungen machen, sodass auch wir auf dem Floß noch öfters in See stechen können.

 

Viele Grüsse von der Rietzneuendorfer Crew

 

 

 

 

 

 

Und hier ein weiteres literarisches Zuckerstückchen mit einer photographischen Sahnehaube von meinem guten Freund Horst:

 

 

Lieber Martin,

um es vorweg zu nehmen, schon der Betreff meines Piratenbriefes verrät, dass ich wiederkommen werde. Mein Fulltimejob hatte mir leider nicht mehr als zwei halbe Tage mit Übernachtung auf deinem Piratenfloss erlaubt, aber es war ja ohnehin eine erste Begegnung und die hat mich überzeugt.  Habe mich lange nicht mehr so entspannt gefühlt wie in diesen 24 Stunden. Das lag nicht nur an deiner Person und den interessanten Gesprächen, sondern natürlich auch an dem ortunabhängigen Dasein auf einem ruhigen Gewässer mit seinen weitläufigen Möglichkeiten des Bootfahrens. Mitten in der Zivilisation und dennoch idyllisch und ruhig. All das habe ich versucht in einigen Bildern festzuhalten, die ich Dir im Anhang gern mit beilege. Ich kenne Dich als guten Boule-Spieler und habe Dich nun auch als gastfreundlichen Piratenkapitän mit dem Herz auf dem "Rechten Fleck" kennen gelernt.

Wünsche Dir immer eine Hand breit Wasser unter den Pontons und natürlich jede Menge freundliche Gäste.

Herzliche Grüsse vom Holzwurm Horst aus Cottbus 

 

 Go East 3:45 a.m

 

 halt, halt wir wollen auch noch mit !

 

 

 Stilleben für Angler

 

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